Güllekohle

Güllekohle

Güllekohle ist Pflanzenkohle, die der Gülle zugesetzt wird, um die Wirkung der Gülle als Düngemittel zu verstärken. Gülle wird hierbei vor deren Ausbringung mit purer Pflanzenkohle behandelt. Dabei wird die Pflanzenkohle mit Gülle ummantelt. Auch in einem anderen Prozess kann Güllekohle entstehen: indem Pflanzenkohle in einem vorherigen Schritt, beispielsweise in Form von Futterkohle Verwendung findet und so in die Gülle gelangt. Bei dieser Anwendungsform entsteht ein ökonomischer Vorteil durch die Kaskadennutzung. 

Vorteile von Güllekohle

  • Verringerter Einsatz von Mineraldünger
  • Ertragssteigerung durch:
    • Gesteigerte Düngewirksamkeit der Gülle
    • Langfristige Speicherung von pflanzenverfügbaren Nährstoffen
    • Verbesserte Wasserspeicherkapazität des Bodens
    • Bodenauflockerung
    • Initiation von Humusaufbau und Verbesserung der Bodenqualität durch gesteigerte mikrobielle Aktivität, Durchlüftung, ggf. pH-Anpassung
  • Langfristige Bindung von Stickstoff (Geruchsminimierung, verringerte Nitratauswaschung, Gewässerschutz)

Wertvolle Vorteile der Güllekohle, wie deutlich geringere Ammoniakbildung und geringere Gewässerbelastung, sind auf die schwammartigen, hochporösen und Ionen-bindenden Eigenschaften von Pflanzenkohle zurückzuführen.

Die Geruchsreduzierung, die durch Güllekohle einsetzt, ist auf die Ammoniak-Bindung an der großen Oberfläche der Pflanzenkohle zurückzuführen, die eine sehr hohe Kationenaustauschkapazität aufweist. Das heißt, die Oberfläche der Pflanzenkohle hat sehr viele Bindungsplätze für Ionen und Elektronen. So können auch Stickstoff-Ionen, die in Stickstoffverbindungen wie Ammoniak (NH3) vorkommen, effektiv gebunden werden. Zudem sorgt die Ammoniak-Bindung durch die Güllekohle für die Verhinderung anderer Beschwerden, die durch Ammoniak verursacht werden, wie beispielsweise saurer Regen.

Zudem führt die Pflanzenkohle zur Minderung von Ammonium- und Nitratauswaschungen, wodurch Bodenversauerung, Eutrophierung (Umkippen von Gewässern) und Grundwasserverschmutzung verhindert werden.

Durch die genannten Eigenschaften können Nährstoffe hervorragend zwischengespeichert und abgegeben werden, wenn Pflanzen diese brauchen. Die Nährstoffe sind also pflanzenverfügbar im Acker gespeichert.

Bei langfristiger Anwendung der Pflanzenkohle kann ein Humusaufbau sowie die Bildung von Dauerhumus initiiert werden. Hierfür sind allerdings bodenschonende Bewirtschaftung und regenerative Methoden, wie Zwischenfrüchte, nötig. Das Ergebnis sind gesteigerte mikrobielle Aktivität, Durchlüftung, Anpassung des pH-Werts sowie gesteigerte Wasserspeicherkapazität. Dadurch wird die Resilienz und Qualität der Böden deutlich gesteigert.

Pflanzenkohle bewirkt eine langfristige und stabile Kohlenstoffspeicherung im Acker, wodurch der Einsatz von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft zur Bildung von Negativemissionen führt und CO2-Senkenzertifikate (Carbon Removal Certificate, CORC) veräußert werden können.

Pflanzenkohle ist jedoch kein Allheilmittel – der Einsatz von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft muss durch Maßnahmen zur Bodenregenerierung ergänzt werden.

Grad der Entwicklung

Güllekohle ist bereits bei vielen Pflanzenkohleherstellern als standardisiertes Produkt erhältlich. Hinsichtlich der optimalen Pflanzenkohleparameter, der Dosierung sowie der Ausbringungsart bestehen bereits belastbare Forschungsergebnisse. Der Einsatz von Güllekohle hat innerhalb der letzten Jahre zugenommen, stellt aber noch eine Nische dar.

Anwendung

Güllekohle wird als Mehl oder in kleinkörniger Form zwischen 0-15 mm Korngröße angeboten. Beim Ausbringen der feinen Güllekohle in die Gülle müssen Windintensität und -richtung beachtet werden. 

Die Ausbringung der angereicherten Gülle auf dem Feld erfolgt herkömmlich, bodennahe Techniken wie Schleppschlauch und Grubber sollten jedoch bevorzugt werden. Es ist ausreichend geprüft, dass für die Anwendung in der Gülle pure Pflanzenkohle verwendet werden kann. Diese pure Pflanzenkohle sollte eine Verweildauer von mind. 8 Wochen in der Gülle haben, um sich vollständig zu beladen. Häufig wird hierfür auch der Begriff Aktivierung gewählt. Neben purer Pflanzenkohle werden vorab beladene Güllekohlen angeboten, die mit bspw. Milchsäurebakterien-Kulturen beladen wurden.

Dosierung

Es werden 1 – 5 Volumenprozent Güllekohle in die Güllegrube eingebracht. Dies sollte mindestens 8 Wochen vor Ausbringung der Gülle geschehen, um die Beladung der Güllekohle zu ermöglichen. Die Geruchsvermeidung setzt bei einer Verwendung von 0,6 – 1 m³ Güllekohle pro 100 m³ Gülle ein.

Zulassung & Zertifizierung

Bei der Zulassung gilt dasselbe wie bei Bodenkohle und Einstreukohle: wird Pflanzenkohle landwirtschaftlich genutzt, muss die Unschädlichkeit zertifiziert sein, da Schadstoffe wie “PAK, aber auch Dioxine und Schwermetalle in die menschliche Nahrungskette gelangen und sich dauerhaft in Böden akkumulieren könnten”1EBC (2012-2022) ‚European Biochar Certificate – Richtlinien für die Zertifizierung von Pflanzenkohle‘, Ithaka Institute, Arbaz, Switzerland. http://www.european-biochar.org Version 10.1G vom 10. Januar 2022. In Europa wird eine Zertifizierung durch das European Biochar Consortium (EBC) angeboten. Güllekohle für die konventionelle Landwirtschaft benötigt den Zertifizierungsstandard EBC-Agro wohingegen für die biologische Landwirtschaft der Standard EBC-AgroBio benötigt wird, wobei der Unterschied in strengeren Schwermetall- und PAK-Grenzwerten für letzteren liegt2EBC (2012-2022) ‚European Biochar Certificate – Richtlinien für die Zertifizierung von Pflanzenkohle‘, Ithaka Institute, Arbaz, Switzerland. http://www.european-biochar.org Version 10.1G vom 10. Januar 2022.

Die Anwendung von Güllekohle ist in der EU sowie der Schweiz erlaubt. Pflanzenkohle aus Holz und anderer pflanzlicher bzw. organischer Biomasse ist seit Juli 2022 in der EU zur Verwendung als Düngemittel zugelassen (aktualisierte EU- Düngemittelverordnung  2019/1009).

In der biologischen Landwirtschaft ist die Verwendung von Futterkohle  seit Januar 2020 auch in der EU zugelassen. Nicht alle Bioverbände unterstützen die Verwendung von Pflanzenkohle ausdrücklich. Unter dem Demeter-Siegel ist die Verwendung der Pflanzenkohle nur als Kompostierungshilfe in Form von organischem Dünger und als Mulchmaterial seit Januar 2022 erlaubt3Demeter (2022), RICHTLINIEN 2022,Erzeugung und Verarbeitung Richtlinien für die Zertifizierung »Demeter« und »Biodynamisch«. GÜLTIG AB 01. JANUAR 2022. Aufgerufen am 20.Juli 2022 von https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_gesamt.pdf#page=91.

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Quellen

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